Schriftliche Anfrage
06.03.2025

Gemeinsam mit meinem Fraktionskollegen Taylan Kurt habe ich mit der Schriftlichen Anfrage Nr. 19/21984 den Senat zur Finanzierung der Schuldner- und Insolvenzberatungen in Berlin befragt. Diese Beratungsstellen sind oft die letzte Anlaufstelle für Menschen, die von Überschuldung betroffen sind – ihre Arbeit ist unverzichtbar für soziale Teilhabe und wirtschaftliche Stabilität.
Zentrale Ergebnisse der Anfrage
Hohe Summen, unterschiedliche Budgets: Zwischen 2022 und 2025 wurden den Bezirken insgesamt über 10 Millionen Euro pro Jahr für Schuldner- und Insolvenzberatung bereitgestellt – die Verteilung variiert deutlich zwischen den Bezirken.
Abruf und Rückzahlung: Nicht alle bewilligten Mittel werden ausgeschöpft. Gründe sind u. a. unbesetzte Stellen, vorzeitige Vertragsbeendigungen oder niedrigere Sachkosten als geplant – dann müssen Gelder zurückgezahlt werden.
Zusatzbedarfe selten gedeckt: Höhere Zuwendungsbedarfe wurden nur vereinzelt geltend gemacht, und selbst dann nicht immer bewilligt. So konnten z. B. notwendige Renovierungen in Beratungsräumen nicht umgesetzt werden.
Tarifmittel: Tarifsteigerungen wurden in der Regel weitergeleitet, künftig sollen sie jedoch über die „Basiskorrektur“ statt über gesonderte Anträge abgerechnet werden – die Folgen für die Träger sind noch unklar.
Präventionsarbeit ohne eigene Mittel: Für präventive Schuldnerberatung gibt es keine gesonderte Finanzierung. Der pädagogische Ansatz ist Teil der individuellen Beratungsgespräche. Präventionsangebote werden hauptsächlich durch die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung (LAG SIB) organisiert.
Politische Bewertung
Unsere Anfrage zeigt: Die Schuldnerberatung in Berlin wird zwar mit erheblichen Mitteln ausgestattet, doch bleiben strukturelle Probleme bestehen. Nicht abgerufene Gelder bedeuten am Ende weniger Beratungskapazität – und das in einer Zeit, in der immer mehr Menschen aufgrund steigender Lebenshaltungskosten in finanzielle Not geraten.
Besonders kritisch ist, dass Prävention nicht gezielt finanziert wird. Wer Überschuldung wirksam bekämpfen will, muss nicht nur im akuten Krisenfall helfen, sondern auch frühzeitig vorbeugen – durch Bildungsarbeit, Schulungen und niedrigschwellige Informationsangebote.
Mein Fazit: Schuldnerberatung ist Daseinsvorsorge. Sie braucht stabile Finanzierung, Planungssicherheit und eine klare Strategie, um sowohl akute Krisen abzufedern als auch Überschuldung langfristig zu verhindern. Berlin muss hier entschlossen nachsteuern – im Interesse der Menschen, die auf diese Unterstützung angewiesen sind.
Hier gehts zur schriftlichen Anfrage: Link