Schriftliche Anfrage
26.02.2025

Gemeinsam mit meiner Fraktionskollegin Klara Schedlich habe ich mit der Schriftlichen Anfrage Nr. 19/21758 den Senat zur Umsetzung der Berufsorientierung in den Berliner Sekundarstufen I und II befragt. Gute Berufsorientierung ist kein „Extra“, sondern entscheidend für faire Chancen im Übergang von der Schule in Ausbildung, Studium oder Arbeit – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels.
Zentrale Erkenntnisse
Verbindlich, aber mit Lücken: Berufsorientierung ist fest im Rahmenlehrplan verankert und wird in der Schulinspektion verpflichtend bewertet. Trotzdem gibt es große Unterschiede in der Qualität und Umsetzung zwischen den Schulen.
Qualitätssiegel wenig verbreitet: Das „Berufswahlsiegel“ für exzellente Berufsorientierung tragen in Berlin aktuell nur 42 Schulen – und das Verfahren ist freiwillig. Damit verschenkt Berlin die Chance, Standards sichtbar zu machen und die Besten als Vorbild zu nutzen.
Praktika oft gleichzeitig: Viele Schulen legen ihre Praktikumszeiträume auf die Wochen vor Ferien. Das führt zu Engpässen bei Plätzen. Mehr Flexibilität könnte helfen, Betriebe und Schüler*innen besser zusammenzubringen.
Vor- und Nachbereitung von Praktika: Künftig soll eine Ausführungsverordnung verbindlich regeln, dass Praktika besser vorbereitet, begleitet und nachbereitet werden – ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht umgesetzt.
Kooperationen mit Betrieben: Das Format „Netzwerke vor Ort“ unterstützt Schulen und Unternehmen bei der Kontaktaufnahme. Doch es braucht mehr Anreize, damit Betriebe sich aktiv in die Berufsorientierung einbringen.
Gymnasien und berufliche Schulen: An Gymnasien gehören Lehrkräfte beruflicher Schulen nicht zum festen BO-Team – aus unserer Sicht verschenktes Potenzial, um Schüler*innen für berufliche Bildungswege zu begeistern.
Politische Bewertung
Die Antworten zeigen: Berlin hat zwar ein Landeskonzept zur Berufsorientierung, aber in der Praxis bleiben zu viele Chancen ungenutzt. Freiwillige Qualitätssiegel, fehlende einheitliche Standards und Engpässe bei Praktikumsplätzen sind Hindernisse, die wir uns nicht leisten können. Wer Fachkräfte sichern will, muss Schülerinnen und Schüler frühzeitig, praxisnah und individuell beraten – und dafür auch die Strukturen schaffen.
Mein Fazit: Berufsorientierung muss verbindlicher, praxisnäher und fairer werden. Das heißt: Mehr Kooperationen mit Betrieben, flexible Praktikumszeiten, verpflichtende Qualitätssiegel und stärkere Einbindung beruflicher Schulen. Nur so sorgen wir dafür, dass kein Talent verloren geht.
Hier gehts zur schriftlichen Anfrage: Link